Psychische Kohärenzregelung

„Das Bewusstsein wird als kohärent erlebt, obwohl im Gehirn eine sehr große Zahl von Operationen parallel ausgeführt werden.“ Singer
Wie kontrolliert sich ein Mensch selbst? Anstatt den Stand der Wissenschaft zu diesem Thema zusammenzufassen, wenden wir nun die dreifache Unterscheidung (Kontext | Modell | Lösung) der "Nutzung von Nichtwissen" praktisch an: Im Kontext Mensch wird das Modell der “Psychischen Kohärenzregelung“ von Daniel Juling modelliert und ausprobiert. Sie sind eingeladen sich darauf einzulassen und selbst zu erfahren, wie effektiv diese Modell für das Verständnis ist, wie Sie und andere trotz Nichtwissen sich selbt unter Kontrolle haben.
Unterscheide SOLL von IST. Im Kontext Mensch bezeichne SOLL als WELTBILD. Das WELTBILD ist der kohärente Zustand des psychischen Systems.
Im Kontext Mensch bezeichne die Differenz von SOLL und IST als IRRITATION. IRRITATIONEN können unsynchronisierte Prozesse im Gehirn sein, Erwartungsenttäuschungen, Überraschungen, neue Situationen, neue Informationen, neue Erlebnisse, Unterschied zwischen unterbewusstem und bewusstem Erleben, etc.
Psychische Kohärenzregelung (Weltbild | Irritation)
Im Kontext Mensch (Kontrolle | Kontrollverlust) wurde das Modell als Unterscheidung und Bezeichnung (Weltbild | Irritation) bewusst so gewählt, da die Unterscheidung (SOLL-Weltbild | IST-Welt) nicht umsetzbar ist. Eine Maschine kann einen klar definierten Ausschnitt der Welt als Wert messen und daraus die Differenz berechnen. Dagegen überspringt der Mensch den Umweg über einen IST-Wert. Der Mensch ist besser in der Wahrnehmung von Differenzen als von absoluten IST-Werten. Es ist einfacher zu sagen, was heller oder dunkler ist, als die jeweils exakte Luxeinheit zu bestimmen. Des Weiteren ist die Welt an sich viel zu komplex, als dass sie von einem psychischen System intern dupliziert werden kann. Ein Wissen, wie die Welt an sich ist, ist weder möglich (Luhmann 1992: 170) noch notwendig! Eine Irritation entsteht, wenn etwas nicht in das eigene Weltbild passt. So gedacht, hat jede Person ihren eigenen persönlichen “Kompass“, nach dem sie ihr Denken und Handeln ausrichtet. Abweichungen vom eigenen Weltbild müssen ausgehalten werden oder sind Anlass zur Kohärenzregelung. Das heißt, die Schlüssigkeit des eigenen Weltbildes wird wieder hergestellt. Das Weltbild ist die kohärente Ordnung aller vergangenen Erfahrungen eines Menschen. So bezeichnet lässt sich daraus schließen, dass ein Mensch mit seinem selbstreferenziellen und vergangenheitsabhängigen psychischen System in einer komplexen unübersichtlichen Welt sich selbst reguliert, indem er seine IRRITATIONEN reduziert. Wie machen wir das?
Kontrollarten (Wissen | Lernen)
Im Kontext der Psychischen Kohärenzregelung können Irritationen durch WISSEN und LERNEN verkleinert werden.
WISSEN: Trotz Irritationen wird am bestehenden Wissen festgehalten. Das heißt, das eigene Weltbild wird beibehalten. Irritationen können einfach ausgeblendet werden. Die Verantwortung der Irritation kann auf andere abgeschoben werden bzw. es wird das eigene Weltbild mit Gewalt durchgesetzt. Bei der menschlichen Selbststeuerung auf Basis von Wissen findet KEIN Lernen statt, schützt aber die Person vor Überforderung. => Für die Minimierung der Differenz von SOLL und IST wird IST (die Irritation) ausgeblendet, verfälscht, uminterpretiert, etc.
LERNEN: Irritationen werden so in das Weltbild integriert, dass die Kohärenz wieder hergestellt ist. Das heißt der Mensch lernt. => Für die Minimierung der Differenz von SOLL und IST wird das SOLL (das Weltbild) geändert.
Es bedarf keinerlei faktischen Wissens über die Welt, denn solange Sie in der Lage sind, Irritationen abzuweisen (eigenes Wissen beibehalten) oder in das eigene Weltbild zu integrieren (Lernen) haben Sie, nach dem Modell der Psychischen Kohärenzregelung, sich selbst unter Kontrolle.
Mensch (Kontrolle | Kontrollverlust)
WISSEN: Ein Navigationsgerät bringt einen alten Mann an den falschen Ort. Er schimpft: “Früher war alles besser. Blöde Technik!“ Ab diesen Tag verwendet er kein Navigationsgerät mehr. Dem alten Mann ist es möglich, sein aktuelles Weltbild beizubehalten, in dem er sich nicht für die Irritationen verantwortlich fühlt. Indem er sich der Situation entziehen kann, die bei ihm Irritation verursacht, stellt er die Kohärenz seines Weltbildes wieder her. Es wird am aktuellen Wissensstand festgehalten. Die Möglichkeit des Lernens beleibt ungenutzt. Da auf der einen Seite die Lernkapazität eines Menschen begrenzt ist, auf deren anderen Seite unendlich viele Irritationen möglich sind, ist das Ausblenden, Übergehen, nicht Wahrnehmen von Irritationen ein lebensnotwendiger Mechanismus.
LERNEN: Ein Navigationsgerät bringt einen alten Mann an den falschen Ort. Er ist irritiert und möchte verstehen, WIE das passieren konnte. Er findet es heraus und lernt, was er das nächste mal mit berücksichtigen muss, damit er nicht den selben Fehler wieder macht. Durch den Einbau der Irritation in das Weltbild ist die Kohärenz wieder hergestellt. Es wurde gelernt.
Wann reagieren Sie auf Irritationen mit Wissen und wann mit Lernen? Was irritiert Sie nicht, aber andere? Warum?
Mensch (Kontrolle | Kontrollverlust)
Im Kontext der eingeführten Unterscheidungen, wird menschlicher Kontrollverlust als fehlende Kompetenz im Abbau von Irritationen gedacht. Dabei werden Irritationen zu einem unangenehm empfundenen Dauerzustand. Beispiele:
- “Falsches“ Weltbild (WAS): Wenn Sie sich selbst zu hohe und unerreichbare Erwartungen setzen.
- Fehlende Kompetenzen in der Umsetzung (WIE): Eine Person hat das Bedürfnis nach Liebe und Annahme, schimpft jedoch über alle anderen Menschen und vermeidet den Kontakt.
Wie ändert mit dem Modell der “Psychische Kohärenzregelung“ die Sichtweise auf eigene konfliktive Situationen? Eröffnet sich durch die Anwendung des Modelles neue Lösungenansätze für diese konfliktive Situationen?
In den Workshops Erleben Sie die “Psychische Kohärenzregelung“ auf bewusster und unbewusster Ebene!